Die pädagogischen Debatten der jüngeren Vergangenheit wie auch der Gegenwart behandeln fast ausnahmslos einen Nexus aus rein positiven Begriffen, Konzepten und Theorien. Überlegungen zu einer negativen Erziehung, zu negativem Unterricht sowie zur negativen Bildung, über deren pädagogische Bedeutung hier nachgesonnen werden soll, finden vielleicht an den Rändern der Wissenschaft von der Erziehung und Bildung des Menschen, jedoch nicht in deren Zentrum ihren Platz. Dort dominieren Diskurse über das Positive: die Vermehrung des Wissens, die Erweiterung von Kenntnissen, die Verbesserung von Fertigkeiten, die Entwicklung von Kompetenzen, die Generierung von operationalisierbaren bzw. kommensurablen Lernergebnisse, die Förderung der Persönlichkeit und neuerdings die Frage nach der Optimierbarkeit des Menschlichen überhaupt. Der gesamte erziehungswissenschaftliche Diskurs krankt an einer törichten Ignoranz gegenüber dem Negativen.
Mit Zeitlichkeit, Existenz und Bildung lassen sich im vielgestaltigen Werk Otto-Friedrich Bollnows drei fundamentale Bestimmungsstücke einer jeden Pädagogik auftun. Ungeachtet ihrer Bedeutung ist der Zusammenhang dieser drei Elemente jedoch von Bollnow selbst nie explizit herausgearbeitet worden, zumindest nicht in einer solchen Weise, als dass seitens der Pädagogik eine angemessene Antwort auf die (unzeitgemäße) Frage gegeben werden könnte, wie denn der Mensch überhaupt als Mensch in der Welt sein kann. Explikationen zur Existenz, zur Zeitlichkeit und zur Bildung finden sich eher erratisch über eine Vielzahl von Monographien und Aufsätzen Bollnows verteilt, als systematisch einander zugeordnet. Als Produkt der Genese von Bollnows Denken wird dieser Umstand aber keineswegs als ein Mangel oder eine Leerstelle seines Werkes angesehen, sondern als Möglichkeit begriffen, das Gedachte wieder in seine Lebendigkeit zurückzuführen und in einen aktualisierten Zusammenhang zu stellen.
Studying is neither a purely rational activity of gathering scientific knowledge nor does it describe a withdrawal from the world in the attempt of doing so. We have to acknowledge, that studying is a complex process with multiple intertwined dimensions. As an unfolding of all human capabilities studying affects the individual as a whole. This includes a deeper understanding of the world, by opening ways into an autonomous thinking. Studying can therefore be described as a unique form of holistic formation (education) and the development of personality through science, which is most accurately represented by a well-known term from German philosophy: Bildung.
Die Kunst ist etwas Einzigartiges, Besonderes, Außergewöhnliches und Unersetzliches, das außerhalb aller Sphären des normalen und alltäglichen Lebens steht. Und
dennoch vermag die Kunst als Gesondertes und Ausgelagertes zugleich in alles Leben hineinzustehen, alle Kultur zu durchdringen, um vom Gestern über das Heute auf ein
mögliches Morgen hinzuweisen. Von Immanuel Kant vorbereitet erfährt die Idee des modernen Künstlers als autonomes Subjekt ihre Vollendung in Friedrich Schillers philosophischen Schriften. Lange
bevor der neue Habitus des modernen Künstlers in der sich konstituierenden bürgerlichen Gesellschaft selbstbewusst vertreten werden konnte, gelingt Schiller in seinen Briefen Über die
ästhetische Erziehung des Menschen (1795) die wohl reichste Entfaltung jener Idee von einer freien und ästhetischen Personalität.
Zwar ist das Argumentieren kein Merkmal, das allein den Philosophieunterricht auszeichnet – argumentiert wird schließlich in allen Fächern –, jedoch geht der Wirkungskreis des Argumentierens in der Philosophie weit über die Funktion hinaus, die diesem üblicherweise zukommt. Außerhalb der Philosophie sind Argumentationen auf ihre begründende Funktion reduziert. Sie stellen lediglich ein Mittel zur Formulierung und Prüfung von (wissenschaftlichen) Aussagen dar. Der Philosophieunterricht löst diese einseitige Zweck-Mittel-Relation auf, indem das Argumentieren selbst zum Gegenstand des Unterrichts wird: Was ist ein gutes Argument und wie kann ein Argument geprüft werden? Die Beantwortung dieser philosophischen Grundfragen setzt freilich Argumentationsfähigkeit voraus, die wiederum in Auseinandersetzung mit solchen Fragen zu entwickeln ist. Philosophisches Argumentieren zeichnet sich im unterrichtlichen Handeln also durch eine dialektische Struktur aus: Der wechselseitige Vor- und Rückbezug besteht im gleichzeitigen Einsatz des Argumentierens als Instrument sowie der Beschäftigung mit diesem als Selbstzweck.
Eine besondere Stellung im philosophischen Argumentieren nimmt das moralische Argumentieren ein. Nicht nur weist jede Erkenntnis eine moralische Dimension auf. Die Frage nach moralischer Entscheidungsfindung und ethischer Beurteilung liegt gleichsam quer zu wesentlichen Fragen der Philosophie. Ein zentrales Problem moralischen Argumentierens ist die Reflexion eigener Sichtweisen sowie die Rechtfertigung von Handlungsgründen, die keineswegs rein rational fundiert, sondern ebenso an Empfindungen (Emotionen) gebunden sind. Oder um das Problem moralischen Empfindens und (un)moralisches Denkens mit Henry James auszudrücken: „Es gibt sehr gute Gefühle, die oft sehr schlechte Gründe haben, oder etwa nicht? Und dann gibt es sehr schlechte Gefühle, die wiederum gute Gründe haben.“ Moralisches Argumentieren bildet die Grundlage für den Übergang von einem bloßen Empfinden, Meinen und Glauben hin zu einer Selbständigkeit im ethischen Denken; es vermittelt zwischen Neigung und Pflicht.
Der Beitrag erkundet die Notwendigkeit, Wirklichkeit und Möglichkeit philosophischer Elemente und Denkungsarten in der Bildung angehender Lehrer. Leitend ist dabei die Fragen, inwiefern philosophisches Denken und bildungsphilosophische Positionen zur Grundlage einer Lehrerbildung werden können, die sich bewusst den fragwürdigen Konzepten einer kompetenzorientierten Professionalisierung und humankapitalistischen Funktionalisierung des Lehrberufs entgegenstellt.
Das Kino ist ein magischer Ort, dessen Bedeutung für das, was dem tiefsten philosophischen Verständnis nach rechtmäßig als Bildung bezeichnet werden darf, kaum zu unterschätzen ist. Im Lichtspielhaus werden wir nicht nur der unverkennbaren Wahrheits des bewegten Bildes gewahr. Hier ereignet sich etwas, hier geschieht etwas mit uns, das an keinem anderen Ort sonst statthaben könnte.
Der Mensch ist ein bildliches Wesen. Als natürlicher Ort der Bilder und lebendes Organ für Bilder erschafft er sich ein Bild der Welt und ist selbst sichtbarer Teil dieses Welt-Bildes. Das Bildvermögen als die Fähigkeit, Bilder hervorbringen zu können, ist ein herausragendes Merkmal unter allen Spezifika menschlichen Seins. Bilder gehören zu den fundamentalen Voraussetzungen der Existenz des Menschen und bestimmen seine Welt-, Selbst- und Fremdverhältnisse. Als Mittel der Überlagerung wirken sie zwischen weltlicher Umwelt und menschlicher Innenwelt und verbinden beide Sphären miteinander.
Das Wesen der Schönheit
Zur Transzendentalität von Bildung und Freiheit in Friedrich Schillers ästhetischer Erziehung
Ausgehend von einer Kritik an der Kultur der Aufklärung entwickelt Friedrich Schiller eine Anthropologie echter idealistischer Denkungsart. In seiner ästhetischen Lehre vom Menschen spürt er den Bedingungen der Möglichkeit von Freiheit und Humanität nach und entdeckt in der Schönheit die Voraussetzung einer jeden Bildung. Mittels einer transzendentalen Explikation wird in der vorgelegten Studie Schillers anthropologischer Entwurf kritisch geprüft und der Zusammenhang von Schönheit, Freiheit und Bildung philosophisch entfaltet. Auf diese Weise kann die ungebrochene Bedeutung ästhetischen Denkens für die Pädagogik der Gegenwart aufgezeigt werden.
Eine Betrachtung der Television aus pädagogisch-anthropologischer Sicht
Wir gewinnen unsere Erfahrungen nicht einfach und direkt aus einer an sich gegebenen Wirklichkeit, sondern immer nur vermittelt durch mediale Deutungen und Formeln. Diese Formeln und Deutungen setzen uns im wahrsten Sinne des Wortes ins Bild und zeigen uns, wie wir die Dinge zu sehen und zu verstehen haben. Das Fernsehen ordnet das Erfahrbare und die Dinge. Für unsere Erziehung, Bildung und Sozialisation, unsere Gefühle und Erfahrungen, unser Lernen und Wissen, unser Denken und Handeln und unsere Kommunikation nimmt es damit eine Rolle von größter Bedeutung ein. Es ist das Instrument der medialen Wirklichkeitskonstruktion schlechthin und entscheidet als solches darüber, was in jenen Wirklichkeitsbereichen überhaupt existiert. Die Bilder und Töne der Television bedeuten dem Zuschauer Ereignisse in der realen Welt.
Das Wesen einer jeden Sache gründet in der Idee derselben. So ist die Idee der Bildung allein aus dem reinen Denken zu gewinnen und kann nicht einfach aus der Erfahrung abgelesen werden. Aus der Wirklichkeit der Bildung entnehmen wir zwar nicht ihre Idee wie auch Idealität – aber ihre Idee ist selbst schon eine Wirklichkeit eigener Art und mit dieser ist die Möglichkeit zu ihrer idealen Verwirklichung gegeben. Bildung kann nur wirklich werden, wenn wir ihre Idee schon immer in uns tragen und selbst Teil dieser Idee sind. Hier eilt die Idee der Wirklichkeit voraus, um in dieser Gestalt annehmen zu können; dort folgt sie dieser nach, da sie ohne das Wirkliche nicht zur Entstehung fähig wäre.